Best of… Januar 2008

"World Wrestling Entertainment - unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2008. Dies sind die Abenteuer der Brands RAW, Smackdown und ECW, die mit ihrer 30 Mann starken Besatzung fünfzig Minuten lang unterwegs waren, um neue Champions zu erforschen, neue Fehden und neue Antipathien. Viele Lichtjahre vom guten Verstand entfernt, dringt World Wrestling Entertainment in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat." (Logbuch des Verfassers, Sternendatum 2008,02,02)

Star Trek ist Kult, auch wenn ich persönlich nie ein großer Fan der Serie war. Dem Kult konnte ich mich dennoch nicht erwehren. Ähnlich ist es für die weltweite Wrestlingwelt mit dem Royal Rumble. Die 30-Mann-Battle-Royal ist ein Spektakel, das einen Stellenwert im internationalen Wrestling hat, wie kaum etwas anderes – ob man Fan von WWE ist oder nicht. Auch wenn ich die Star-Trek-Serien nie wirklich gerne gesehen hab, waren die Kinofilme immer Pflicht. Und wenn ein Wrestlingfan halt keine WWE-Shows sieht, so ist der Royal Rumble am Ende doch auch irgendwie trotzdem Pflicht – zumindest ist es für viele Non-WWEler so, die ich kenne. Das Spektakel ist nun eine knappe Woche her. Der Januar war geprägt von der Vorarbeit für den Event und mit dem Ende des Rumbles wurde der Startschuss für die legendäre „Road to WrestleMania“ gegeben. In der Regel läutet der erste Monat des Jahres somit die abgefahrenste Zeit des Jahres für einen WWE-Fan ein. Ohne viel vorweg zu nehmen – einmal mehr hat es WWE bei mir geschafft. Es folgen die Details – viel Spaß!

Beste Storylines und Fehden
1. Jeff Hardy v. Randy Orton
2. Das Flair Ultimatum
3. Jamie Noble v. Chuck Palumbo

Was hatte ich Angst, als man Jeff Hardy und Triple H bei der Survivor Series triumphierend im Ring stehen sah. Wollte man Hardy tatsächlich – nein wollte man nicht – oder doch? – wollte man Jeff Hardy tatsächlich in den Main Event booken? Um den großen Titel antreten lassen? Dann kam das Match bei Armageddon, der überraschende Sieg über Triple H und es stand da wie in Stein gemeißelt: Jeff Hardy wird den Royal Rumble headlinen, wenn er Randy Orton um dessen WWE Title herausfordert. Heieiei, dachte ich mir. Ob man sich das gut überlegt hat? Jeff, ohne Zweifel ein großartiger Athlet, der aber keinerlei nennenswerte Mic-Erfahrung oder großartige Singles-Fehden vorzuweisen hatte. Er war immer over, weil er im Ring einfach unterhält. Eine wahrlich große Nummer war Jeff Hardy bis dato aber nie. Auf der anderen Seite kannte man sowas natürlich schon. Der Royal Rumble war seit einigen Jahren schon dafür berühmt, dass man eigenwillige Herausforderer für die Titelkämpfe bookte – meistens, weil die Top-Contender den Rumble selber headlinen sollten. Nach Hardcore Holly, Mark Henry und Test war nun also Jeff Hardy’s große Stunde gekommen. Der Unterschied zu den Vorjahren war allerdings, dass zwischen seiner Benennung zum No.1 Contender und dem Royal Rumble mehr als sechs Wochen lagen und nicht wie sonst nur drei oder maximal vier. Man musste Hardy also über lange Zeit als Herausforderer aufbauen und ihn als solchen interessant und glaubwürdig halten. In diesem Detail lag gleichzeitig die große Schwierigkeit der Storyline als auch die absolute Genialität. Denn man schaffte es tatsächlich. Durch das Booking der Fehde zwischen Orton und Hardy, bewies man, was man durch langfristiges behutsames Pushing mit einem talentierten – aber bis dato unauffälligen – Star erreichen kann. Jeff Hardy ging als glaubwürdiger Herausforderer in das Match gegen Randy Orton, ohne das man Orton zuvor vorführen musste. So groß meine Bedenken nach der Series und Armageddon auch waren – heute glaube ich Hardy seinen Main Event und war wirklich gespannt auf das Finale beim Rumble.

Das Flair Ultimatum steht unter zwei Sternen – dem güldenen, der den wahrscheinlich größten Star der Branche würdig feiert und von der großen Bühne verabschiedet – und unter dem schwarzen, der aufstrebende junge Talente an einen unbeweglichen Opa verfüttert. Letzteres ignoriere ich bewusst, weil ich der Meinung bin, dass es einem MVP oder auch einem Mr. Kennedy einfach nicht schaden kann, gegen Ric Flair auf dessen Abschiedstournee zu verlieren. Solche Kämpfe stehen einfach außer Konkurrenz. In den persönlichen Geschichtsbüchern der Unterlegenen Youngstars wird niemals stehen „Royal Rumble 2008 – Niederlage gegen den 24 Jahre älteren Fast-Rentner Ric Flair“, sondern vielmehr „Royal Rumble 2008 – Teilnahme am letzten Run des legendären Nature Boys“. Gerade Porter verlor innerhalb einer Woche als amtierender United States Champion gleich zwei Mal gegen den Wrestlingopa, einmal per DQ und einmal sogar clean – und doch stellt das in keinster Weise seinen Status in Frage, durch den er bspw. für die Elimination Chamber nominiert wurde. Vielmehr ist seine Teilnahme in meinen Augen noch immer glaubhafter als die der Herren Great Khali und Big Daddy V – die nicht gegen Flair haben jobben müssen. Ric Flair ist zurzeit auf Abschiedstournee und jedes Segment ist derzeit wie eine Huldigung seiner 35-jährigen Bilderbuchkarriere. Der Sieg über MVP und die darauffolgenden Blicke des Nature Boy in die Gesichter des sonst so schwierigen MSG-Publikums ließen vermutlich nicht einmal erahnen, was bei WrestleMania 24 vor über 70.000 Menschen passieren wird, wenn Ric Flair seinen finalen Kampf beendet hat. Ich liebe die Geschichte, auch wenn sie vorhersehbarer ist als alles andere, was bei WWE derzeit passiert. Denn in dieser Geschichte verbeugt sich die Wrestlingjugend vor einem seiner großen Meister – und das absolut und uneingeschränkt verdammt noch mal mit Recht.

Für Chuck Palumbo ist sein Comeback eher mittelmäßig verlaufen. Irgendwie wirkte er als harter Biker zunächst unglaubwürdig, weil die Bilder des wasserstoffblonden Haares und der Schwulenhochzeit einfach noch zu präsent waren. Außerdem erwies sich seine erste wirkliche Storyline als Face gegen den Heel Chris Masters auch als Flop, weil Masters irgendwann nicht mehr da war und Palumbo plötzlich ohne Gegner da stand. Dann allerdings kam Jamie Noble – der in meinen Augen größte Gewinner der Abschaffung des Cruiserweight Titles. Denn endlich packt man Noble in Storylines und endlich gibt man ihm die Chance zu beweisen, warum er die Ring of Honor Shows headlinen durfte. Man machte aus Jamie durch das Mit- und Gegeneinander mit Chuck Palumbo nicht nur einen Face, sondern aus Chuck auch gleich einen Heel, aus Michelle McCool einen weniger uninteressanten On-Air-Charakter als vorher und aus drei bis zu diesem Zeitpunkt unbedeutenden Smackdown-Athleten eine nette Storyline. Man erhob besonders die beiden Wrestler in den Stand der Bedeutungsvollen und belohnte sie sogar mit der Teilnahme am Royal Rumble Match und ihren zwei Minuten Ruhm, in denen sie ihre Storyline präsentieren durften. Die Geschichte zwischen Chuck Palumbo und Jamie Noble mag unbedeutend sein und für die Geschichte so wegweisend wie Eve Torres‘ Diva Search Gewinn – und doch ist es ein Paradebespiel dafür, wie sehr eine charmant gebookte Midcard-Fehde die Qualität der Shows erhöhen kann. Hoffentlich gibt’s mehr davon.

Schlechteste Storylines und Fehden
1. Squash-Reunions
2. JBL v. Chris Jericho
3. Edge loves Vickie

Nostalgie ist ja echt was Feines. Zumindest in Maßen. Oder noch besser gesagt – wenn Nostalgie auch eben Nostalgie bleibt. Denkt man nostalgisch an etwas zurück und plötzlich bekommt man es überraschender Weise wieder geboten, dann ist das nur zu oft Auslöser für die berühmten „Mark-Outs“. Wiederholt man dies aber immer… und immer… und immer immer wieder, dann drückt man die Nostalgie so platt wie einen Pfannkuchen, bis sie letztlich ganz erlischt. Aktuellste Beispiele sind die storylinelosen Auftritte von d-Generation X und den Brothers of Destruction. Seien es Merchandising und der kurze Aufschrei der Fans beim Einmarsch was diese One-Night-Only-dafür-aber-immer-wieder-Auftritte rechtfertigen soll – langfristig zerstört man dadurch die Nostalgie und flacht damit den gewünschten Effekt immer weiter und weiter ab. Als man vor wenigen Wochen der APA bei RAW einen Auftritt gönnte, dachte ich erst noch, wie abgefahren man sowas für WrestleMania hätte aufbauen können. Ebenso schockierend ist es, wie kalt es mich mittlerweile lässt, wenn man HBK und Triple H unter dem Banner der „dX“ antreten lässt, um unbedeutende Riesen wie Snitsky zu besiegen – und dann bei Smackdown in der selben Woche auch noch ein und dieselbe Konstellation mit den Brothers of Destruction, Mark Henry und Big Daddy V vorgesetzt bekommt.

Vornweg sei gesagt, dass ich mich sowohl über das Jericho-Comeback als auch über das Comeback JBL’s gefreut habe wie ein kleines Kind. Aber auch hier hat man es – besonders beim Beispiel JBL – einfach mal absolut falsch und viel zu plötzlich gemacht. Bei Armageddon begann die Geschichte rund um Y2J und John Bradshaw Layfield. Die Woche drauf kündigte JBL bereits sein In-Ring-Comeback an und eine spektakuläre Neuigkeit versiegte in der Masse der Segmente. Warum nicht Chris Jericho weiter gegen Orton antreten lassen und JBL immer nur sukzessive einsetzen? Dann nach dem Rumble der Eklat und das Comeback nur um Jericho bei WrestleMania in den Allerwertesten treten zu können… So erlebten wir eine hastige Storyline zweier Männer, die wesentlich mehr verdient gehabt hätten. Jericho hat seine ersten beiden PPV-Kämpfe nach der Rückkehr nun verloren und der Hype um seine Person ist längst vorbei. JBL kehrte unspektakulär eben mal so in einer wöchentlichen  Show in den Ring zurück und übrig blieb ein lieblos erzähltes Midcard-Match beim Royal Rumble – eben ohne Hype, ohne Klasse, ohne den großen Impact, zu dem beide Athleten in der Lage gewesen wären. Nach wie vor bin ich außer mir, weil zwei großartige Entertainer zurückgekehrt sind und sich viele neue wunderbare Konstellationen in den Main Events ergeben können. Aber wie man es speziell bei diesen beiden umsetzte, sorgt bei mir für nichts als Enttäuschung.

Und wieder muss ich etwas abgrenzen, bevor ich mit dem Meckern beginne: Edge rult. Zwei Wörter, die keines dritten Wortes bedürfen. Und dennoch ist seine World Heavyweight Title Regentschaft nicht annähernd so abgefahren, wie sie eigentlich sein sollte und Schuld daran ist in meinen Augen eindeutig das Vickie-Guerrero-Desaster. Edge’s erneute Regentschaft läutete man mit der Präsentation seines Stables so einzigartig ein und machte dann mit der Geschichte um „die Liebe seines Lebens“ alles wieder kaputt. Edge bräuchte das nicht. Er und seine Edgeheads wären auch ohne die peinliche Liaison mit Eddie’s Witwe die Top-Heels von Smackdown. Stattdessen degradiert man den einzigartigen Teddy Long zu einem Rollstuhl-Schieber, gibt der untalentiertesten Angestellten des Unternehmens mehr TV-Time als den meisten der talentiertesten Wrestlern und rückt den World Champion in eine Schublade, ohne die er im Bezug auf sein Standing sicherlich besser dran gewesen wäre. Und auch wenn Eddie’s Name nicht vordergründig erwähnt wurde, basiert die ganze Tragödie spätestens seit der Einbeziehung von Chavo Guerrero und Rey Mysterio doch wieder auf genau dem drögen Hintergrund, der uns schon in den verschiedenen Konstellationen zwischen Rey, Chavo und Benoit so sehr auf den Trichter ging. So wie es aussieht, müssen wir das Trauerspiel noch mindestens bis zum No-Way-Out-PPV ertragen. Würdiger Abschluss des Szenarios wäre eigentlich nur, wenn Mysterio sich den Gürtel holt und diesen bei WrestleMania gegen den Chamber-Gewinner Great Khali verteidigt. Denn dann hätte man zumindest in der Absurditäten-Division der jährlichen Wrestlingawards noch eine Chance, dass das Gesamtkunstwerk um die Liebe zwischen Edge und Vickie ausgezeichnet werden würde.

Leider nimmt das beschriebene Debakel um den World Champion einen zu großen Teil der Smackdown Shows und damit auch einen viel zu großen Part meines Grams ein. RAW besticht dagegen mit einer tollen WWE-Title-Fehde und der wesentlich beständigeren Showqualität. Daher geht der Storyline-Punkt an den roten Brand.

Bestes Gimmick
1. Edgeheads
2. Santino Marella
3. Finlay

Oben hab ich bereits die Abgrenzung gebracht, als es um die Kritik an der momentanen Ausrichtung von Edge’s Stoylines geht. Edge an sich ist aber immer noch einer der unterhaltsamsten Charaktere des WWE-Imperiums und man tat ein Gutes, ihn hierfür mit seinem eigenen Stable zu belohnen. Bei Armageddon ging Edge nicht unbedingt als Favorit in das Triple Threat Match um den World Heavyweight Title. Umso mehr überraschte sein Titelgewinn und noch mehr überraschte dabei der erste Auftritt zweier Edge-Klone die am Ausgang des Kampfes nicht unbedingt unbeteiligt waren. Die beiden Klone stellten sich als Brett und Brian Major heraus – zwei Männer für die sich bei der ECW schon niemand interessierte und die schließlich bei Smackdown erfahren mussten, dass man in einer der Hauptshows noch viel tiefer fallen kann, als bei einem Nebenprodukt wie der ECW. Weniger Charisma schien nicht zu gehen. Auf einmal trennte man die Stammbäume der Major-Brüder, nannte sie Curt Hawkins und Zack Ryder und erschuf mit ihnen die Edgeheads. Ja, und plötzlich steht wohl nichts geschriebener, als dass die zwei in kurzer Zeit Championship Gold um ihre Hüften tragen werden. Sie, die ehemaligen Major Brothers, die vermutlich sogar gegen Steve Blackman eine Charisma-Battle verloren hätten. Der Wandel dieser beiden Männer beweist nur einmal mehr die ungeheure Macht des Gimmicks. Aus Statisten wurden Männer, die Tickets verkaufen und aus verschrieenen Bookern wurden Menschen, die sich ihren Gehaltsscheck wirklich mal verdient haben.

Das nächste Beispiel ist fast annähernd so spektakulär. Damals, in Italien, als sich der angebliche Fan Santino Marella den Intercontinental Title von Umaga holte, war das ein Schock. Aber es war witzig. Es war überraschend, Santino war sympathisch und die Storyline gefiel. Zumindest für einen – zugegeben sehr kurzen – Moment. Nur wenige Wochen später bejubelte das Publikum gar den Top-Heel Umaga, nur weil er Santino vermöbelte und die Tage des kleinen kanadischen Italieners schienen gezählt. Dann aber turnte man Marella Heel, ließ ihn eine Backstage-Fehde mit Ron Simmons starten und schrieb ihn in eine Romanze voller lustiger Segmente mit Maria. Und plötzlich unterhielt Santino. Er bewies unglaubliches Unterhaltungstalent und seine Promos wurden schnell zu heimlichen Highlights bei den RAW-Shows. Für einen kleinen Moment gehörte ihm die gesamte Aufmerksamkeit des Madison Square Garden, als er das sonst so unglaublich überflüssige Segment mit Ashley und Maria unterbrach und zu seiner ganz persönlichen Show machte. Man hat das Talent von Santino Marella erkannt und setzt ihn in meinen Augen derzeit mehr als perfekt ein. Das Team mit Carlito könnte damit zu den vielversprechendsten Ansätzen für die Zukunft der Midcard des blauen Brands gehören und ich freue mich brennend auf mehr von Marella.

Die Storyline rund um Hornswoggle hatte seine Höhen und Tiefen. Man hat am absoluten Tiefpunkt begonnen, erfuhr kurzzeitig kleine Höhen, nur um ganz ganz schnell wieder zurück zu den Tiefen zu finden. Hohn-Rekordmaß erreichte die Geschichte bei der Survivor Series, als Vince McMahon einen Kampf seines „Sohnes“ gegen den Great Khali ansetzte. Hat mich das genervt. Plötzlich nahm die ganze Geschichte aber eine Wende, als man Finlay wieder in die Storyline um den Little Bastard integrierte und so von einer Nacht auf die andere urplötzlich zum Face turnte. Und das funktioniert richtig gut. Finlay und Hornswoggle treten als Tag Team bei Smackdown auf und der große Ire nimmt immer mehr die Rolle des Beschützers seines kleinen Mini-Me’s ein. Gepaart mit McMahon ergab das schon eine ganze Reihe sehr unterhaltsamer Segmente und ich könnte mir in Finale zwischen dem Mentor und dem Vater des kleinwüchsigen Iren bei WrestleMania richtig gut vorstellen. Das sollte es dann aber auch tatsächlich mit Hornswoggle gewesen sein – Finlay hingegen wäre dann absolut bereit für einen weiteren großen Run.

Schlechtestes Gimmick
1. The Great Khali
2. CM Punk
3.Cody Rhodes

Wie man mit einer einzigen Person so unglaublich viel auf so unglaublich dämliche Art und Weise so unglaublich falsch machen kann… Der Great Khali ist ein Monster – nicht so wie Mark Henry, Snitsky oder Big Daddy V, also vollkommen überpushte Fleischberge – sondern ein Monster, dass eigentlich keines wirklichen Aufbaus bedarf, um dieser Rolle gerecht zu werden. Erst startete er furios gegen den Undertaker und squashte ihn nahezu. Dann der Fall und das Tingeln durch die Shows, die seinen Status im Nu zerbrachen. Dann plötzlich der Gewinn des World Heavyweight Titles, der Gutes erahnen ließ. Nach dem Verlust des Gürtels kam dann aber wieder einmal nur Schrott. Die Krönung bildete der Royal Rumble. Khali kommt als Nummer vier und wird noch vor dem Countdown für Nummer fünf alleine durch den Undertaker eliminiert. Okay, das ist Santino Marella zuvor auch passiert – Marella ist aber auch geschätzte drei Meter kleiner und… alles, aber kein Monster. Jetzt steckt man Khali einfach mal in die Elimination Chamber und auch dort wird er vermutlich auf eine total bescheuerte Art und Weise eliminiert werden und genau so lange weiter demontiert, bis man mal wieder Bedarf an einem Monster hat und ihn mir nichts dir nichts zum World Heavyweight Champion krönt. Es wird echt Zeit, dass Big Show zurückkehrt, damit WWE endlich sein Monster zurück hat, das man auch wirklich als solches ernst nehmen kann.

CM Punk hat es ja wirklich nicht leicht bei World Wrestling Entertainment. Mit großen Vorschuss-Lorbeeren aus dem Indie-Bereich ist er in seine WWE-Karriere gestartet und fiel gleich tief, weil sein Stil dem Chairman mal so gar nicht in den Kram passte. Bei ECW wurde er zwar schnell zum Top-Liebling der Zuschauer, da man ihm das Mikrophon aber viel zu selten in die Hand gab, entwickelte sich auch das nicht annähernd in die Richtung, in die es sich hätte entwickeln können. Erst der Drogenmissbrauch des amtierenden ECW Champion ließ sich die Booker besinnen und man gab Punk den ECW World Title – Zeiten, in denen man diesen Gürtel mit netten Fehden wie damals mit RVD, Big Show oder Lashley segnete waren aber auch lange vorbei. Nach der Abschaffung des Cruiserweight Titles wirkte das extreme Gold immer mehr als Ersatz als Krone der Lower Card und Punk war der König. Zuletzt setzte man seine Titelverteidigungen schon nicht mal mehr auf die PPV-Cards und so verlor er sein Gold während einer wöchentlichen Show an Chavo Guerrero. Zwar gönnte man Punk im eigentlichen Rumble-Match zeitlich einen Auftritt, den man als „ganz okay“ bezeichnen könnte – im Ring spielte er jedoch eine so verschwindend kleine Rolle, dass sein Auftritt von nicht wirklich mehr Belang war als die von Jimmy Snuka und Roddy Piper. Meine Güte, gebt dem Mann ein Mikro, gebt dem man Matchzeit und er rockt Euch den verdammten Main Event.

Anfangs war ich ein ausgesprochener Fan des Hin-und-Her zwischen Cody Rhodes und Hardcore Holly. Dann dachte ich irgendwann, dass Cody Rhodes nur nicht die in meinen Augen uninteressanteste Figur des WWE-Rosters ist, weil es irgendwo ja noch diesen komischen Kenny Dykstra gibt. Heute denke ich, dass Kenny mich mehr unterhält, als Cody das jemals könnte. Der junge Rhodes strahlt nichts, aber auch wirklich gar nichts aus. Der Garden war beim Countdown zur nächsten Entrance lauter als beim eigentlichen Entrance des kleinen Dusty – was für ausnahmslos niemanden an diesem Abend zutraf, außer eben für Cody Rhodes. Okay, Papa ist eine Legende und auch der große Bruder wird sicherlich irgendwann mal wie eine solche behandelt werden. Aber das rechtfertigt bei Weitem nicht, dass ich mich durch einen solchen Bengel langweilen lassen muss. Glücklicher Weise gibt es da ja noch Santino und Carlito, die dem Schrecken hoffentlich bald ein Ende bereiten werden. Und dann gibt es da ja auch noch Holly, der Cody nach dem Titelverlust mal gehörig den A***** versohlen kann. Und dann gibt es da noch die Hoffnung an eine Zeit, in der der Nachname nicht über die TV Zeit entscheidet. Wenngleich diese Hoffnung in einer Liga unter der Regierung des Banners „McMahon“ auch schwerlich größer ist als der Sieg Deutschlands beim European Song Contest.

Mit den Edgeheads, MVP und Finlay hat Smackdown in Sachen Gimmicks wirklich eine Menge zu bieten. Dazu kommen noch der witzige Colin Delaney und der rockige Kofi Kingston bei ECW. RAW unterhält zwar auch durch Teams wie Cantino oder die große Starpower, doch der Punkt geht an ECW/Smackdown.

Wrestler des Monats
1. Die Madison Square Garden Crowd
2. Jeff Hardy
3. Triple H

Einmal mehr habe ich beim Royal Rumble bemerkt, wie sehr ich doch den Madison Square Garden und seine Besucher liebe. Zunächst bin ich ein großer Fan des Stage-Aufbaus, den WWE regelmäßig im Garden verwendet. Der kurze Eingang, der immer im Hintergrund des Ringes zu sehen ist, sorgte gerade beim Royal Rumble Match für eine Extraportion Spannung. Unvergleichbar macht den Garden aber immer noch sein Publikum. Es begann mit der für den Garden gar nicht so selbstverständlichen Huldigung des Ric Flair. Es ging weiter mit dem „Let’s go Orton!“ / „Let’s go Hardy!“ – Chantfight im WWE-Titelmatch. Es beruhigte, als Foley so laute Chants bekam wie schon lange nicht mehr und es gab vermutlich jedem Smartmark Genugtuung, als das Publikum die Helden mit „Tommy Dreamer“ und „Jamie Noble“ Chants belohnte. Keine andere Crowd auf der Welt feiert Dreamer und Noble mit ihren Gesängen, während Batista und Umaga nur Anstandsapplaus ernten. Beim Entrance der Nummer 30 stand dann auch der Garden Kopf und der „Boo!“ / „Yeah!“ – Schlagabtausch im Finale zwischen Triple H und John Cena ließ nur erahnen, was wir wieder einmal im Main Event der diesjährigen WrestleMania erwarten dürfen. Danke, Madison Square Garden.

Nichts geht diesen Monat an Jeff Hardy vorbei, denn ohne Zweifel waren die vergangenen sechs bis acht Wochen die wahrscheinlich größten in der Karriere des Jeff Hardy. Man bookte ihn nicht einfach nur in einen der zahlreichen Pay-Per-View Main Events, sondern verhalf ihm durch konsequenten Aufbau zu einem Status, der den angesprochenen Main Event selbstverständlich machte. Gerade mit der Person Jeff Hardy bewies WWE, dass sie es können, wenn sie wollen. Dass sie das Publikum noch immer im Griff haben und ihnen sehr wohl noch verschreiben können, wen sie gerade akzeptieren müssen und wen nicht. Für Jeff ergab dieses Experiment vermutlich den Schritt auf die nächste Ebene. Um diese Selbstverständlichkeit, die man bis zum Royal Rumble um seine Person aufgebaut hat jedoch halten zu können, bedarf es nun noch einer Menge Arbeit. Der Erfolg der Fehde und des momentanen Charakters ist nämlich durch genau das beschriebene hervorragende Booking begründet – jetzt muss man ebenso viel Zeit und Detailliebe investieren, um Jeff Hardy auf diesem Level halten zu können. Ich bin gespannt, ob man das tut.

Erst verlor Triple H die Chance, beim Rumble gegen den WWE Champion antreten zu können, dann verlor er die Chance an der Battle Royal teilzunehmen. Und doch galt das ganze wieder einmal nur dazu, um seinen Einzug in eines der größten Matches des Jahres mit mehr Trara zu vollziehen, als bei allen anderen. Und so stand nichts mehr im Mittelpunkt, als Triple H’s Kampf um einen Platz im Royal Rumble. Den er natürlich auch bekam. Überaschend war dann natürlich, dass er ihn nicht gewann – aber den aktuellen Tendenzen zufolge, wird ihn das nicht davon abhalten, trotzdem im Main Event im Citrus Bowl zu stehen. Halt nur wieder mit etwas mehr Trara und nicht einfach über das Standard-Verfahren mit dem Royal Rumble. Das kann ja jeder… Eines muss man Triple H neben dieser ganzen Ego-Sache aber auch lassen. Irgendwie rechtfertigt er seinen Status doch immer wieder, indem er einfach unterhält mit dem was er tut. Indem er die Shows durch seine Anwesenheit bereichert, egal in welcher Funktion, ob als Heel, als Face, als Main Eventer oder in einer Fehde mit Carlito. Triple H wird verschrieen, weil er die Tochter des Chefs – wie sagen es die Ärzte – „fistet“. Würde er dies nicht tun, wäre er wahrscheinlich einfach das, was neben der Schwiegersohn-Sache noch übrig bleibt: Der vermutlich beste Sports-Entertainer seiner Zeit.

Spätestens nach den Comebacks von JBL und Chris Jericho ist die Stardichte bei RAW wieder die eindeutig führende. RAW ist die Hauptshow, die Seile beim Royal Rumble waren rot. Der Roster-Punkt geht ganz klar an den Montag Abend.

Matches und PPV-Tops
1. Royal Rumble Match /Royal Rumble
2. Shawn Michaels v. Mr. Kennedy /RAW
3. Jeff Hardy vs. Umaga /RAW

Mein Dank geht an die Booker des Royal Rumble Matches, denn es war ganz großes Kino. Der Hornswoggle-geht-unter-den-Ring-Schock, das Undertaker-Michaels-Szenario und allem voran die Nummer 30 mit der vermutlich niemand gerechnet hat – ja, und damit am Ende ein Sieger, den vermutlich ebenso wenig Menschen auf der Pfanne hatten. Wieder einmal war der Royal Rumble eine geballte Ladung Action und Spannung und anders als in vielen anderen Jahren mit wesentlich mehr Wrestling und weniger Spots gespickt. Ich liebe dieses Match und auch in diesem Jahr war es nichts anderes als ein Meisterwerk der Bookingkunst. Meine Hochachtung.

WWE in HD  - und das erste was man in der hochauflösenden Optik präsentiert ist das wohl beste Match, das seit vielen Wochen bei einer wöchentlichen Show gezeigt wurde. Shawn Michaels und Mr. Kennedy schienen die Auflage bekommen zu haben, HD nicht nur aufgrund der Bildqualität zu einem Erlebnis für die Fans zu machen, sondern ein Match hinzulegen, wie sie es sonst maximal bei einem Pay-Per-View machen würden. Für mich persönlich schufen Kennedy und der Heartbreak Kid vergangenen Montag den ersten Match-of-the-Year-Kandidaten. Beim Rumble legte HBK dann auch noch im Segment mit Flair, Kennedy, HHH und Batista nach und beansprucht im Januar auch gleich noch zusätzlich eine Nominierung für das Segment des Jahres. Ach, er hat’s einfach drauf…

Ein wichtiger Meilenstein beim unaufhörlichen Aufstieg des Jeff Hardy war das Steel Cage Match gegen Umaga bei RAW. Intensiv, glaubwürdig und mit einem spektakulären Finish, das in meinen Augen nicht einmal die sensationsgeile Swanton Bomb vom Titan Tron in den Schatten stellen kann. Wenngleich das auch selten geworden ist, hat man nebendran in diesem Match sogar dafür gesorgt, dass auch Umaga nicht deklassiert wird.

Der Match-Punkt geht somit an RAW. Am Dienstag und Freitag Abend gewannen in letzter Zeit einfach zu sehr die kurzen unbedeutenden Matches die Überhand – die gibt es montags zwar auch, aber ab und an präsentiert man uns hier dann wieder Klassiker wie HBK-Kennedy oder Umaga-Hardy.

Das Überflüssigste zum Schluss
1. 3 Shows – 1 Set
2. Snuka + Piper sticht Lashley + RVD + Big Show + Killings
3. Die 619-Konstruktion

WWE in High Definition. Hm, ich kenn jetzt keinen in Amerika, den ich mal fragen könnte, wie das so ist. Zwar hab ich nen Fernseher in 16:9 und HD Ready ist der auch, aber bei mir sehen die WWE-Shows irgendwie immer noch genauso 4-zu-3 aus wie vorher. Das betrifft aber vermutlich nur die doofen Europäer. Was allerdings weltweit Scheiße an der HD-Sache ist, dass man nunmehr für alle wöchentlichen Shows ein und dasselbe Set verwendet und jedem Brand damit wieder ein Stück mehr Individualität genommen hat.

Drei Plätze waren im Rumble noch unbestätigt, als der Kampf begann und es schossen einem Namen durch den Kopf wie Bobby Lashley, Ron Killings, Big Show oder gar Rob Van Dam. Auch an Cena hatte ich kurze Zeit gedacht, den Gedanken aber schneller wieder verworfen als bei den anderen Kollegen. Dann ertönte auf einmal… „S-S-S-Superfly“ und ich fragte mich, wo Teddy Long war – aber Jimmy Snuka schaffte es ohne Rollstuhl in den Ring. Dann… Roddy Piper in der XXL-Version. Hm. Und schließlich hat WWE es dann sogar noch geschafft, dass ich mich über einen Auftritt von John Cena gefreut habe. Applaus.

Eigentlich mag ich Rey Mysterio ja irgendwie, aber diese Movefolgen in seinen Matches, die irgendwie zum 619 führen sollen, gehen mir echt gehörig auf den Puffer. Jegliche Aktion, bei der der Gegner in den Seilen landet, wirkt dermaßen konstruiert, dass mir die Lust am Match vergeht, wenn sich eine solche Situation aufzeigt. Ganz besonders ist mir das beim Royal Rumble aufgefallen– wenngleich ich den Spear in den West Coast Pop echt cool fand.

Unterm Strich

Wir befinden uns unmittelbar auf der Road to WrestleMania und es ist erfrischender Weise weniger klar als in den letzten Jahren zu diesem Zeitpunkt. John Cena wirft alle bisherigen RAW-Spekulationen über den Haufen und mit den beiden Chambers bei No Way Out behält man sich für beide Main Events zumindest noch mehrere mögliche Optionen offen.

Nach Showpunkten geht der Januar 3 : 1 an RAW.

Ich wurde prächtig unterhalten und war ganz besonders vom Rumble-Match und dem Aufbau Jeff Hardys begeistert. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringen wird. Triple H wird vermutlich die RAW-Chamber gewinnen und gegen Cena einen Main Event vorbereiten, der wieder einmal von den Stimmungen des Publikums geprägt sein wird. Bei Smackdown ist zwischen Edge, dem Undertaker und Batista eigentlich noch alles offen. Gerade deshalb ist Spannung im Februar eigentlich garantiert.

Euch viel Spaß bei den beiden Chambers und dem Rest auf der No Way Out Card und wie immer natürlich eine gute Zeit!

Ben